Es ist kalt in Zakopane. Sehr kalt. Klar, das ist zurzeit nichts Besonderes. Aber in Zakopane, Polens Winterhauptstadt, zeitigt der Frost ein paar seltsame Phänomene. Die Fußgängerzone ist eine Art Rummelplatz mit Schießbuden und „7D“-Kinos. Der polnische Wintergast, der in Scharen hier einfällt, hält sich damit warm und bei Laune. Er kämpft sich tapfer über Eisplatten und durch schmutzige Schneemassen – denn die Fußgängerzone wird nicht geräumt. Überall stehen menschliche Werbemaskottchen im Bären- oder Hello-Kitty-Kostüm.
Gegen so viel Kommerz und Kälte hilft nur ein „Goral Burger“ im gleichnamigen Schnellrestaurant. Denn der schlotternde Körper verlangt: Iss Fettes! Die Goralen, das sind die Bewohner des Tatra-Gebirges, an dessen Fuß Zakopane liegt. Der Goralen-Burger, den man für die innere Wärme jetzt ganz dringend braucht, unterscheidet sich nicht wesentlich von einem US-Burger, außer, dass viel Kraut und saure Gurken auf dem Fleisch liegen.
Während man kaut und spürt, wie sich die Wärme aus der Magengegend in Richtung Gliedmaßen ausbreitet, kommen zwei Männer herein, die aussehen wie einer Räuberhöhle entsprungen: Sie tragen weiße, bestickte Wollhosen und Fellwams, in breiten Ledergürteln stecken altertümliche Pistolen und lange Säbel.
Die Leute drehen sich nach ihnen um und grinsen. Nicht nur, weil sie recht laut auftreten, sondern weil einer ein Lamm mithat, das ihm folgt wie ein Hund. Das Lamm schnuppert unter allen Tischen, während sich die zwei Kerle gekochtes Kraut mit Speck einverleiben.
Und da sieht man erst: Das Lamm hat einen Schafspelz umgeschnallt und an allen vier Hufen steckt es in Schaffell-Pantoffeln. Ob sein eigener Pelz zum Wärmen nicht reicht? Als die zwei Typen wieder rausgehen, wird klar: Sie lassen sich gegen Geld mit Touristen fotografieren.
Ein Lamm im Schafspelz ist da natürlich ein herzerwärmendes Motiv.
Auf dem Foto hier unten übrigens ein echter oder verkleideter Gorale, der vor der Las Vegas-Spielhölle auf Schlittenkundschaft wartet.