Der Süden und die Instandhaltung – ein schwieriges Verhältnis
Nichts ist für die Ewigkeit. Auch wenn der Mensch im Ferienmodus das gerne verdrängt – der Urlaub geht, wie fast alles im Leben, vorbei. Bevor jetzt jemand schreit „Maul halten, Spielverderber!“: Es gibt doch in so manchem Urlaub ein paar Punkte, die die Rückkehr erträglicher, zuweilen sogar freudvoll machen.
Das hat auch mit einem in sehr vielen Sprachen ähnlichen Wort zu tun: maintenance, manutención, manutenzione. Vor allem in den lateinischen Idiomen spricht es sich so locker, leicht aus, während es etwa auf Dänisch ein fast unüberwindliches Hindernis darstellt: vedligeholdelse. Umgekehrt verhält es sich mit der Ausführung des Begriffs – Instandhaltung. Im nördlichen Europa ist er zwar schwerer auszusprechen, wird aber häufiger angewandt. Im Süden hingegen fasst man ihn nicht selten als Fremdwort auf.
Wir wollen hier jetzt bewusst mal ein bisschen unzulässig verallgemeinern, gedeckt von einem Vierteljahrhundert eigener empirischer Urlaubsstudien in Hotels und Ferienwohnungen zwischen Gibraltar und Sizilien. Der Duschbrausenhalter: bleibt einem schon in der Hand, bevor man ihn noch richtig in dieselbe genommen hat. Die Kloschüssel: schwankt wie ein Fischkutter auf hoher See, obwohl es genau zwei (!) Schrauben sind, die halt mal jemand anziehen müsste. Die Küchenmesser in Ferienwohnungen: stumpf wie ein Stück Treibholz. Die Matratzen: ein Trampolin die eine, betonhart die andere. Das Mückengitter am Fenster: Löcher so groß, dass die Hornissen im Formationsflug eindringen können.
Warum ist das so? Selbst ein Vierteljahrhundert empirischer Studien kann das nicht letztgültig beantworten. Ist es der Katholizismus? Wir stellen es hin, und der Herr wird das Haus schon in seine Obhut nehmen. Ist es die Lust am Improvisieren? „Wenn der Backofen nicht mehr geht, machen wir halt ein Feuer, ist eh gemütlicher.“ Oder ist es den Gastgebern einfach nur Wurst? Das Gute an der Sache: Man kommt nach Hause und ist wieder zufrieden, oft begeistert: So toll alles, so . . . instand gehalten. Vermutlich wollen die südländischen Freunde uns nur zeigen: „Ihr habt’s doch auch schön.“ Grazie mille!