Die lieben Viecher! Wo reisen wir nicht überall hin, um ihnen nahe zu sein; zu sehen, wie sie fressen und schlafen, ja sogar kopulieren. Die pralle Natur wollen wir Städter haben im Urlaub, die ganz wilde Wildnis. Wale beobachten auf den Azoren, für die Eisbären geht es nach Spitzbergen, für Gorillas nach Uganda und die Steinböcke streichelt man am besten in der Schweiz. Das Tier, besonders wenn es groß und angsteinflößend, mindestens aber selten ist, wird oft zum Reisegrund. Und natürlich die Fotos, die man davon nach Hause bringt. Von Trophäen wollen wir hier nicht reden. Das machen nur böse Menschen, also Zahnärzte, die in Simbabwe namentlich bekannte Löwen massakrieren.
Die bösen Viecher! Die gibt es natürlich auch. Beziehungsweise böse sind sie eigentlich nicht, sie verhalten sich nur nicht so, wie wir das von ihnen erwarten. Manchmal tauchen sie einfach nicht auf, obwohl wir viel Geld dafür gezahlt haben. Ja, und manchmal kommen sie uns in die Quere. Wer mal in Korsika war, weiß: Die größte Gefahr geht nicht von den sehr schmalen und kurvenreichen Bergstraßen aus. Sondern von halbwilden Schweine-Rotten, Ziegen und schmalhüftigen Kühen, die auf diesen Straßen offensichtlich zu Hause sind. Mal liegen sie wie tot im Schatten am Straßenrand, oft aber spazieren sie seelenruhig mitten auf der Fahrbahn, hinter der Kurve. „Breeems!“ Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn . . . Die meisten Meldungen, die jetzt in der Urlaubszeit zu uns vordringen, handeln denn auch von Menschen, die durch ein Tier zu Schaden gekommen sind: Aggressive Kühe, blutrünstige Haie, tollwütige Hunde. Das ist so tragisch wie wichtig.
Zieht allerdings ein Tier den Kürzeren, so wird daraus nur selten eine so weltweit beachtete Nachricht wie im Fall des bedauernswerten simbabwischen Löwen. Umso mehr verwundert die Meldung des australischen Herald Sun, wonach ein Flugzeug mit einem Känguru kollidiert sei. Im ersten Moment denkt man: Gänse, Pelikane, Schwalben, ja; aber wie zum Teufel kommt ein Känguru in die Luft? So hoch springen die doch nicht. Ja, klar, es war auf dem Boden: Als die Maschine startete, hüpfte es in den Propeller. Keiner der 34 Passagiere wurde verletzt, das Flugzeug musste am Boden bleiben. Der Herald Sun fragt sich nun, wie das Tier trotz Zaun auf die Startbahn kam. Das sei nicht schwer zu erraten, so eine Leserin auf der Website: „They tend to hop a bit.“