Dass die Musik der Liebe Nahrung ist, wissen wir spätestens seit Shakespeare. Dass sich Musik auch hervorragend eignet, um die Liebe zu einem bestimmten Land oder einer Urlaubsregion anzufachen, weiß man spätestens seit Johann Strauss’ (Sohn) „An der schönen blauen Donau“. Wer hat da nicht sofort die Landpartie per Kutsche von Wien hinaus nach Klosterneuburg vor Augen, inklusive Einkehr im Heurigen. Dass der Grüne Veltliner dann doch recht sauer war, wen schert es, angesichts dieser Musik.
Überhaupt, die Österreicher. Sie scheinen ein Öhrchen dafür zu haben, was ein Evergreen sein könnte, der nicht nur die Taschen des Komponisten, sondern auch die Hotels der betreffenden Region füllt. „Schifoan“ von Wolfgang Ambros ist so einer, Zell am See sollte ihm dafür lebenslang die Füße küssen. Für den „Anton aus Tirol“ gilt – mit geschmacklichen Einschränkungen – dasselbe. Allein ob die sängerischen Versuche eines anderen Tirolers, Hansi Hinterseer, Gäste anziehen oder eher abschrecken, soll hier nicht erörtert werden.
All diese Songs waren, soweit man weiß, keine Auftragsarbeiten der Tourismusindustrie. Nicht mal „Summer Dreamin’“ von Kate Yanai, jenes beschwingte Stück, das als „Bacardi Feeling“ Lust auf eine Rumsorte machen sollte. Das zugehörige Video des Produzenten war aber noch viel mehr dazu angetan, Lust auf Karibikurlaub zu machen.
Und damit nähern wir uns der Weltgegend, in der vor kurzem ein Versuch, mit Musik Tourismuswerbung zu machen, ordentlich nach hinten losgegangen ist. Vor einer Woche musste deswegen der Chef von Visit Florida zurücktreten, der Tourismusbehörde des karibischsten aller US-Bundesstaaten. Sein Haus hatte beim Rapper Pitbull ein Musikvideo in Auftrag gegeben, das Lust auf die Strände der Halbinsel machen sollte. Und wie es nun mal die Art der Rapper ist, hat der dafür ein Dutzend sehr wohlgeformte, sehr freizügig bekleidete Frauen engagiert, die fröhlich am Strand plantschen und vor Hotelfronten ein bisschen mit ihm herummachen. Dazu singt er, so schlicht wie werbeträchtig: „I want to see sexy beaches, hotels.“ Nun ja.
Rein handwerklich scheint das Video an einem halben Tag gefilmt und an einem weiteren halben Tag geschnitten worden zu sein. Daran entzündete sich aber nicht die massive Empörung der Öffentlichkeit. Man stieß sich eher an der doch recht eindimensional sexuellen Aufladung des offiziellen Werbevideos, das dem Rapper eine Million Dollar an Steuergeldern eingebracht haben soll. Für Ironie, die man aus dem Video durchaus auch herauslesen könnte, war dann natürlich kein Platz mehr. Hätten sie mal lieber die Österreicher gefragt, die wissen, wie es geht.