Die alte Dame ist konsterniert. Zwölf Euro Eintritt hat sie gezahlt, und nun das: „So ein Graffl, das aufgeräumt gehört, also bitte! Ich hätt’ mir schon mehr so künstlerisches Zeug erwartet, ein paar Bilder zumindest.“ Das „Graffl“ ist das Ergebnis einer Performance zur Eröffnung der Kunsthalle Arlberg 1800. Zerbrochene Holzlatten, Papier und Glassplitter auf einem …
Vielleicht hätte man einfach die Klappe halten sollen. Und nichts von alpiner Erfahrung und Bergsteigern schwafeln. Denn das hier ist doch etwas ganz anderes. Unter jedem Schritt gibt das glatte Blech nach, es klingt wie Donner. „Psst!“, sagt Anton Vaganov und legt den Finger auf die Lippen. Er tritt stets auf die etwas abstehende Nahtstelle …
Das Wetter ist zu gut! Käme dieser Satz aus dem Mund eines Hoteliers, man würde ihn wohl von einer der schönen Kalkklippen ins Meer stoßen, hier an der Algarve – einer Region, die so gut wie ausschließlich vom Tourismus lebt. Aber den Satz hört man, jetzt, Anfang Oktober, immer wieder von Menschen, die breitkrempige Sonnenhüte …
Airbrush-Tattoo gefällig? Oder lieber: „Dein Name auf einem Reiskorn“? Im Angebot wären auch noch zwei Porträt-Karikaturisten, eine fünfköpfige Romafamilie, die herzergreifend singt, sowie ein Harfe spielender Peruaner. Sie alle stehen oder sitzen entlang der Hafenpromenade von Lindau. Und bei allen läuft das Geschäft gut. Es ist viel los hier, an einem Spätsommertag im September, am …
Der Weg auf die Datscha führt erst einmal durch den Stau. Nichts geht mehr in der Orangerie-Straße, die schnurgerade durch Puschkin führt, vorbei an mondänen Häusern in Mintgrün, Hellgelb und Rosa. „Das ist jeden Freitagabend so, alle wollen zu ihren Sommerhäusern“, sagt Elena, die am Steuer ihres Minis sitzt und uns mitnimmt zum Essen bei …
„Der Tod, das muss ein Wiener sein“, sang Georg Kreisler, und in der Tat: In kaum einer anderen Stadt hat man es besser verstanden, mit dem Morbiden augenzwinkernd gute Geschäfte zu machen. Ob das der berühmte Zentralfriedhof ist oder die Kapuzinergruft, in der die Habsburger ruhen. Oder die Sargfabrik, wo nun sogar die Wiener Festwochen …
Lei net zu broat! Nur nicht zu breit! Robert Schönweger ruft den zwei Arbeitern zu, die mit kleinem Bagger und Presslufthammer auf 1500 Höhenmetern dabei sind, ein Stück des Weges neu zu machen. Seines Weges. Schönweger ist einer der Erfinder des Meraner Höhenweges. „Und der soll nicht breiter als einen Meter werden“, sagt er, „sonst …
Was ein echter Forscher ist, der scheut die Hitze nicht und nicht die Kälte. Sercan Bilgin, breitkrempiger Hut, stark gebräuntes Gesicht, dunkler Bart, steht wie sein eigenes Standbild auf der Ruine einer Festung, die vor vielen hundert Jahren von Händlern aus Genua gebaut wurde. Sie wollten von hier oben sehen, welche Schiffe 200 Höhenmeter weiter …
Es ist eine Geschichte, die das Zeug zur Hollywood-Schnulze hätte: wie aus einem amerikanischen Künstler, der in Moskau studiert hat und Ölbilder im Stil des 19. Jahrhunderts malt, einer der renommiertesten Bio-Weinbauern Georgiens wurde. Eines Landes, in dem der Wein nicht einfach ein gutes Getränk, sondern eine Religion ist. Doch diese Geschichte hat sich wirklich …
Manfred Eckenfellner steht unter Strom. Ständig läutet sein Handy, während er durch die Weinberge geht und nach seinen Zöglingen Ausschau hält. „Ja, dann kommst du morgen in der Früh um fünf, das Tarnzelt habe ich dir schon aufgebaut.“ Tierfotografen, Umweltschützer, manchmal auch Politiker – alle wollen sie was von Eckenfellner, dem frühpensionierten Tischlermeister aus Feuersbrunn …